Ysi wurde im Alter von nicht ganz 3 Jahren von der Erstbesitzerin gekauft, die es sich in den Kopf gesetzt hatte einen Friesen haben zu müssen. Er zog dann direkt von der Fohlenkoppel - über den
Umweg zum Händler (mit eigenem Zuchtbetrieb und spezialisiert auf Friesen) - in einen Stall ein, der vorteilhafter Weise von einer sehr kompetenten Pferdewirtschaftsmeisterin geleitet wurde. Dies war
wirklich unser Glück (ich war von Anfang an als Reitbeteiligung für Ysi dabei) denn alles was er an Erziehung brauchte gab sie ihm schließlich mit. Ich möchte nicht wissen wo wir "Hühner, die von
Hengsten keine Ahnung hatten" sonst gelandet wären. Die Erstbesitzerin war von dem Gedanken beseelt ihn kören zu lassen und mit ihm zu züchten. So hat er also auch schon mit 4 + 5 Jahren gedeckt -
aber die versuchte Körung schlug fehl.
Von Anfang an (seit ich ihn kannte) war er sozusagen "in Einzelhaft", da zu diesem Zeitpunkt nicht genügend Koppeln vorhanden waren und natürlich keiner der Einsteller bereit war sein Pferd mit einem
jungen verspielten dreisten Hengst zusammen zu lassen.
Ysi und ich (als Reitbeteiligung) durchliefen gemeinsame Lehrjahre in denen wir uns zusammenrauften - die Erstbesitzerin erkannte relativ schnell, dass ihr ein Friese mit seinem relativen Temperament
und den anspruchsvollen Gängen nicht unbedingt lag.
Wir legten die Prüfung zum Reiterpass zusammen ab und bewältigten das kleine Reitabzeichen als 2. von 10 in der Dressur. Im Springen haben wir zu diesem Zeitpunkt versagt - wobei man einen Friesen
nur bedingt zum Springen bringen kann. Dafür ist er einfach nicht gebaut - Einzelsprünge von 1,20 m sind das Höchste der Gefühle - und das auch nur wenn das Reiterlein zum Springen berufen - will
sagen mit Herz und Mut dabei - ist :-). Glücklicherweise wurde mir deshalb für den Prüfungsteil Springen von einem weiteren Prüfling ein "Selbstfahrer" zur Verfügung gestellt dem ich den positiven
Abschluss des kleinen Reitabzeichens im Springen verdanke. Wir wurden sogar besser bewertet als die Besitzerin mit ihrem "Boston" :-).
Kurz vor seinem 6. Lebensjahr erklärte mir die Erstbesitzerin, dass sie Ysi verkaufen müsse und sehr froh wäre wenn ich ihn übernehmen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir der Gedanke an ein
"eigenes" Pferd noch nie gekommen - ich war als Reitbeteiligung glücklich und zufrieden. Aber nach all unseren gemeinsamen Erlebnissen fiel mir der Gedanke ihn nicht mehr zu haben sehr schwer. Also
fasste ich den Beschluss Pferdebesitzerin zu werden und ihn zu kaufen.
Natürlich beschwerte mich - als reine Freizeitreiterin - der Umstand einen "Hengst" zu haben obwohl Ysi, trotzdem er bereits gedeckt hatte, sehr umgänglich war und nie jemand Angst vor ihm haben
musste oder hatte. Deshalb befragte ich 3 Tierärzte unabhängig voneinander ob man ihn im Alter von 6 Jahren kastrieren und - vor allem - dann in eine Herde integrieren könnte. Die Antworten waren
alle sehr vage - was nicht die Kastration an sich - aber die Integration in die Herde betraf. Keiner machte mir wirklich Hoffnung, dass er jetzt noch "herdenfähig" werden würde (wobei das größte
Problem dabei war, dass er eben schon gedeckt hatte). Deshalb ersparte ich uns die Kastration, die bei ihm in diesem Alter nur noch unter Vollnarkose - und mit einigem Risiko - in der Klinik
durchgeführt worden wäre.